Nicht mehr, aber bessere Regulierung

Nicht mehr, aber bessere Regulierung

Nachdem die Schweiz den Schock über die «Absorption» der CS durch die UBS verdaut hat und das Parlament seine nach-österliche Chropflääretä vollzogen hat, bleibt die Frage: Und nun? Während nun rechtliche Fragen im Fokus der Debatte stehen, muss emotionslos konstatiert werden, dass die CS durch einen klassischen «Bank Run», bei dem zu viele Leute auf einmal ihr Geld abheben wollen, in die Knie gezwungen worden ist. Als ehemaliger Mitarbeiter der CS und nun in der Finanzbranche tätiger Berater tut es auch mir weh, zu sehen, wie jahrelanges Missmanagement und eine katastrophale Kommunikation eine sehr gute, aber sehr schlecht geführte Bank ins Verderben führen können. Die nun auf dem Tisch liegende Lösung ist eine unerfreuliche Situation, aber sicherlich mit die am wenigsten schlechte. Bei einem Bank Run hilft leider auch eine Eigenkapitalquote von 20% nur wenig. CS hielt bis am Schluss die regulatorischen Vorschriften ein, aber sie hatte ein Liquiditätsproblem (wie weiland Lehman Brothers). Was ist zu tun?

1. Die FINMA muss stärker werden. Das heisst, beim Regulator müssen Leute arbeiten, die nicht nervös werden, wenn sie dem Verwaltungsratspräsidenten einer grossen Bank kritische Fragen stellen. Ich sehe eine Lösung darin, dass in der Schweiz - wie dies in den USA bereits erfolgreich praktiziert wird - gestandene Banker bei der FINMA arbeiten und für den letzten Teil ihrer Karriere zum Staat wechseln. Mit den Banken muss eine Diskussion auf Augenhöhe möglich sein.

2. Gleichzeitig müssen aber auch die Verwaltungsräte gestärkt werden, und zwar fachlich. Sie müssen das Bankgeschäft verstehen, um nicht von gewieften Managern an der Nase herum geführt zu werden.

3. Unabhängige Verwaltungsräte. Bei systemkritischen Instituten könnte ich mir auch vorstellen, dass vom Regulator oder von den Kleinaktionären Leute in den Verwaltungsrat (VR) vorgeschlagen werden, und nicht vom VR selbst. Auf diese Weise könnten fatale Ketten von Gefälligkeitsberufungen verhindert werden, welche meines Erachtens bei der CS einen wesentlichen Teil des Problems verursacht haben. Es braucht «Outsiders», die kritische Fragen stellen.

4. Internationale Koordination. Das «too big to fail»-Problem (TBTF) schliesslich muss international koordiniert und gelöst werden. Einzelne Puzzle-Teile, also auch Banken, müssen untergehen können, ohne dass der Rest der Welt in Sippenhaft genommen wird. Die CS war auch für die internationalen Finanzmärkte zu gross. Das war der Denkfehler bei der Schweizer TBTF-Gesetzgebung. Gleichzeitig muss mehr Transparenz ins internationale Schatten-Finanzsystem (Hedge Funds, Broker, Pensionskassen) gebracht werden, um den Effekt von Krisen besser beurteilen zu können.

Die UBS zu zerschlagen ist m.E. keine Lösung. Das würde dem Schweizer Finanzplatz sehr schaden. Die Schweiz braucht den Finanzplatz, weil er eine wichtige Infrastruktur für unsere international stark vernetzte Wirtschaft zur Verfügung stellt. Nicht zuletzt aber liefern Banken eine hohe Wertschöpfung. Sie bezahlen Löhne und direkt und indirekt (über Löhne) sehr viel Steuern. Ich hoffe sehr, dass nun politisch mit kühlem Kopf agiert wird, und nicht, weil Wahlen anstehen, symbolträchtige regulatorische Schnellschüsse fabriziert werden, die sich mittel- bis langfristig als Schuss ins eigene Knie erweisen. Alles in Allem brauchen wir also nicht mehr, sondern bessere, cleverere und mutigere Regulierung.

Diese Website verwendet Cookies. Mehr Informationen

Diese Website verwendet Cookies. Mehr Informationen

Ihre Cookie Einstellungen wurden gespeichert