BLUE BUZZ

Aktuelle Beiträge zu vernünftiger Kapitalanlage.

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02.05.2023

Nicht mehr, aber bessere Regulierung

Nachdem die Schweiz den Schock über die «Absorption» der CS durch die UBS verdaut hat und das Parlament seine nach-österliche Chropflääretä vollzogen hat, bleibt die Frage: Und nun? Während nun rechtliche Fragen im Fokus der Debatte stehen, muss emotionslos konstatiert werden, dass die CS durch einen klassischen «Bank Run», bei dem zu viele Leute auf einmal ihr Geld abheben wollen, in die Knie gezwungen worden ist. Als ehemaliger Mitarbeiter der CS und nun in der Finanzbranche tätiger Berater tut es auch mir weh, zu sehen, wie jahrelanges Missmanagement und eine katastrophale Kommunikation eine sehr gute, aber sehr schlecht geführte Bank ins Verderben führen können. Die nun auf dem Tisch liegende Lösung ist eine unerfreuliche Situation, aber sicherlich mit die am wenigsten schlechte. Bei einem Bank Run hilft leider auch eine Eigenkapitalquote von 20% nur wenig. CS hielt bis am Schluss die regulatorischen Vorschriften ein, aber sie hatte ein Liquiditätsproblem (wie weiland Lehman Brothers). Was ist zu tun?

1. Die FINMA muss stärker werden. Das heisst, beim Regulator müssen Leute arbeiten, die nicht nervös werden, wenn sie dem Verwaltungsratspräsidenten einer grossen Bank kritische Fragen stellen. Ich sehe eine Lösung darin, dass in der Schweiz - wie dies in den USA bereits erfolgreich praktiziert wird - gestandene Banker bei der FINMA arbeiten und für den letzten Teil ihrer Karriere zum Staat wechseln. Mit den Banken muss eine Diskussion auf Augenhöhe möglich sein.

2. Gleichzeitig müssen aber auch die Verwaltungsräte gestärkt werden, und zwar fachlich. Sie müssen das Bankgeschäft verstehen, um nicht von gewieften Managern an der Nase herum geführt zu werden.

3. Unabhängige Verwaltungsräte. Bei systemkritischen Instituten könnte ich mir auch vorstellen, dass vom Regulator oder von den Kleinaktionären Leute in den Verwaltungsrat (VR) vorgeschlagen werden, und nicht vom VR selbst. Auf diese Weise könnten fatale Ketten von Gefälligkeitsberufungen verhindert werden, welche meines Erachtens bei der CS einen wesentlichen Teil des Problems verursacht haben. Es braucht «Outsiders», die kritische Fragen stellen.

4. Internationale Koordination. Das «too big to fail»-Problem (TBTF) schliesslich muss international koordiniert und gelöst werden. Einzelne Puzzle-Teile, also auch Banken, müssen untergehen können, ohne dass der Rest der Welt in Sippenhaft genommen wird. Die CS war auch für die internationalen Finanzmärkte zu gross. Das war der Denkfehler bei der Schweizer TBTF-Gesetzgebung. Gleichzeitig muss mehr Transparenz ins internationale Schatten-Finanzsystem (Hedge Funds, Broker, Pensionskassen) gebracht werden, um den Effekt von Krisen besser beurteilen zu können.

Die UBS zu zerschlagen ist m.E. keine Lösung. Das würde dem Schweizer Finanzplatz sehr schaden. Die Schweiz braucht den Finanzplatz, weil er eine wichtige Infrastruktur für unsere international stark vernetzte Wirtschaft zur Verfügung stellt. Nicht zuletzt aber liefern Banken eine hohe Wertschöpfung. Sie bezahlen Löhne und direkt und indirekt (über Löhne) sehr viel Steuern. Ich hoffe sehr, dass nun politisch mit kühlem Kopf agiert wird, und nicht, weil Wahlen anstehen, symbolträchtige regulatorische Schnellschüsse fabriziert werden, die sich mittel- bis langfristig als Schuss ins eigene Knie erweisen. Alles in Allem brauchen wir also nicht mehr, sondern bessere, cleverere und mutigere Regulierung.

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25.04.2022

Marktkommentar II. April 2022 | Nagelfluh der Anlagewelt

Nagelfluh ist eine typische Gesteinsformation der Voralpen. Wie in der Geologie halten Konglomerate auch in der Betriebswirtschaft verschiedene Teile zusammen. In der betriebswirtschaftlichen der Finanzwelt bröckelt der Kitt seit Längerem.

Wir wünschen eine interessante Lektüre unserer ► Erläuterungen dazu.

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01.04.2022

Marktkommentar April 2022 | Eiserner Vorhang 2.0

Der Krieg in der Ukraine ist ein geopolitscher Paradigmenwechsel mit Implikationen für die Finanzmärkte. Geopolitik hat Geldpolitik als das dominierende Thema an den Märkten abgelöst.

Lesen Sie in unserem ► Marktkommentar, was dies für Investoren bedeutet. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

 

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18.02.2022

Fachartikel Februar 2022 | Straight Talk on ESG Teil 2: Technologie als Lösung

In diesem zweiten und letzten Teil der ESG-Serie wird aufgezeigt, mit welchen Herausforderungen sich das ESG-Thema aktuell in der Finanzbranche konfrontiert sieht und wie Technologie helfen kann, wichtige Hürden zu umgehen.  ► Download

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11.01.2022

Marktkommentar II. Januar 2022 | Rotation. Oder: Die neuen Versorger.

Zurzeit ist die «grosse Rotation» vom «Growth» respektive «Wachstum»-Stil in den «Value»-Stil in aller Munde. Was steckt dahinter? Wie soll kann man als Investor damit umgehen? Lesen Sie ► hier dazu die neue The Blue Note.

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06.01.2022

Marktkommentar Januar 2022 | Fake it, till you make it

"Fake it, till you make it". Nicht nur im Silicon Valley leider eine Tatsache.

Die CEO des ehemaliges Star-Start-Ups "Theranos", Elizabeth Holmes, ist diese Woche wegen Betrugs verurteilt worden. Der Fall zeigt (wie bspw. auch beim Debakel um das IPO von "WeWork") einmal mehr, dass folgende Lehren nie vergessen werden sollten (in Anlehnung an "Lex." der Financial Times):

1. Wissenschaftlichen Versprechen sollte mit wissenschaftlicher Skepsis begegnet werden. Fragen sind nicht ein Zeichen von Unwissenheit. "Wer fragt, führt." Warum sollte ein kleines Start Up plötzlich fertig bringen, woran milliardenschwere Pharma-Riesen seit Jahren arbeiten?
2. Das Charisma gewisser CEO trägt diese bisweilen weiter, als ihre Fähigkeiten erlauben. [gilt auch in der Politik]
3. Investoren müssen sich ihre eigenen, kritischen Gedanken machen. Spätestens, wenn ein Hype um eine Person entsteht und diese im Stile eine Messias' auftritt, ist höchste Vorsicht angebracht.
4. "If it's too good to be true, it probably is." Besser, man verpasst einmal eine der raren Chancen, die sich als tatsächlich gutes Investment herausstellen, als dass man sein Investment ganz abschreiben muss.

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13.12.2021

Marktkommentar Dezember 2021 | 2022 - Ausblick & Strategie

«Freundlich bis bewölkt.» Dieser aus der Meteorologie bekannte Ausdruck könnte als Übertitel über die Markteinschätzung von The Blue Finance für das Jahr 2022 passen. Covid-19 wird wohl endemisch werden und an Schrecken verlieren, aber es kommen andere Risiken in den Fokus, welche im nächsten Jahr für einige Volatilität sorgen könnten. Die Ausrichtung der Anlagen auf «risk on» wird wohl nicht die nervenschonendste Strategie sein. Stattdessen ist ein selektives Vorgehen und eine etwas vorsichtigere Haltung die Devise der Stunde. ► Hier geht es zur The Blue Note.

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01.12.2021

Fachartikel Dezember 2021 | Straight Talk on ESG Investing - Teil 1

Nachhaltiges Investieren in in aller Munde und innerhalb von kurzer Zeit sind Milliarden an Anlagen nachhaltig geworden. Kann das sein? Im ersten Teil unserer Reihe "Straight Talk on ESG Investing" zeigen wird den Status Quo dieses wichtigen Themas auf. Anfang 2022 wird dann in Teil 2 aufgezeigt, wie der "ESG-Bewegung" mittels Fintech zum Durchbruch verholfen werden kann. ► Download

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18.10.2021

Fachartikel Oktober 2021 | Value-based Fintech Strategy

Fintech ist in aller Munde. In diesem The Blue Finance Paper stellen wir ein Konzept vor, wie eine wertsteigernde Fintech-Strategie für Finanzdienstleister erarbeitet werden kann. 

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28.04.2021

Wie weiter mit der Schuldenwirtschaft?

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die geldpolitischen Experimente des letzten Jahrzehnts im Rahmen der Covid-Krise ausgeweitet und in neue Sphären gehoben worden sind. Wie dies langfristig ausgehen wird, kann man nur erahnen. Vernünftige Politik würde es gebieten, dass Staatsschulden irgend einmal wieder auf ein nachhaltiges Niveau abgebaut werden. Ob das geschehen wird, kann bezweifelt werden. 

In einem sehr empfehlenswerten Interview diskutieren Lars P. Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und Leiter des dortigen Walter Eucken Instituts, und Christoph Schaltegger, Professor für Politische Ökonomie an der Universität Luzern, darüber, wie es nach der Covid-Krise kurz- bis mittelfristig weitergehen könnte. $

HIER geht zum Interview der Reichmuth & Co. Lecture No. 15.

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02.04.2021

Marktkommentar März 2021 | Inflation?

Inflation ist in aller Munde. Aber was ist überhaupt Inflation? Und wie entsteht sie? Lesen Sie dazu unsere aktuelle The Blue Note.

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30.10.2020

Fachartikel Oktober 2020 | Next Generation Finance

Verschiedene Angebotstrends prägen in den vergangenen Jahren die globale Bankenlandschaft. Nachdem Banken lange Zeit nicht durch eine bemerkenswerte Innovation aufgefallen sind, weil sie mit sich selbst und der Umsetzung von regulatorischen Vorgaben beschäftigt waren, hat das in den letzten 5 Jahren geändert. Die Finanzkrise hat – etwas verzögert – sowohl in der Finanzbranche, als auch bei der Kundschaft verschiedene Denk- und Handlungsprozesse ausgelöst, welche aufzeigen, in welche Richtung das Thema «Personal Finance» gehen kann. Im Folgenden wird ein Blick in die Zukunft gewagt.

Technologie

Die Kunden von morgen verfügen momentan vielleicht noch nicht über die grossen Vermögen, um für die Vermögensverwaltungs-Abteilungen («Wealth Management») interessant zu sein. Es ist aber eine Frage der Zeit, bis grössere Vermögen an eine Generation vererbt wird, welche technikaffin ist. Diese Generation ist es sich gewohnt, die Welt in der Hosentasche respektive dem Smartphone zu haben. Das ist keine neue Erkenntnis. Die Erkenntnis ist mehr, dass der Zugang zum Banking ein anderer sein wird. Der Erfolg der Ökosysteme von Apple und Google beruht darauf, dass man mit einem single-sign-on, also mit einem einzigen Passwort in seine eigene digitale Welt in der Cloud eintauchen kann: Ein Eingang, die ganze Welt.

Heutzutage sind die Konsumenten noch geduldig und bereit, ihre finanziellen Angelegenheiten bei verschieden, technisch separat operierenden Anbietern am Laufen zu haben. Next Generation Finance bedeutet nun, dass es den Finanzdienstleistern gelingen muss, den Kunden ein integriertes Ökosystem für ihre Finanzen anzubieten. Man kann es den «Europapark der Finanzen» nennen. Man bezahlt einmal Eintritt und begibt sich in ein System, in welchem man nach Lust und Laune seine Informationen beschaffen und Transaktionen tätigen kann, ohne ständig wieder Eintritt bezahlen oder sich einloggen zu müssen. Es gibt keine Medienbrüche, da die Benutzeroberfläche ein integriertes Medium darstellt. Die verschiedenen Angebote sind zudem aufeinander abgestimmt. Die Säule 3a- oder Hypotheken-Systeme beispielsweise sind miteinander vernetzt und merken, wenn der Kunde oder die Kundin noch Handlungsbedarf hat. Ein entsprechendes Benachrichtigungssystem macht einen darauf aufmerksam. Summa summarum: Die Banken müssen versuchen, die Kunden in ihr Ökosystem, auf ihre Plattform zu lotsen. Wer das einfach zu bedienende, mitdenkende Ökosystem anbietet, hat in Zukunft gute Karten, Marktanteile zu gewinnen. Die Bereitschaft vieler Technologieanbieter und Banken, in ein «Open Source»-Regime zu wechseln, wird diese Entwicklung erfreulicherweise begünstigen. Hinter den Kulissen ist eine verstärkte Kooperation gefragt, damit der «Finanzpark» für Kunden möglich wird.

Marken

Vor der Kulisse muss versucht werden, seine Marke so zu positionieren, dass man von den jüngeren, künftigen Kunden als verlässliche, moderne Finanzpartnerin wahrgenommen wird. Finanzdienstleister müssen nicht mehr nur Dienstleistungen auf eine zuverlässige und preislich attraktive Weise erbringen. Sie müssen für die Kundschaft der Zukunft klare Werte vermitteln. Das haben sie in der Vergangenheit auch schon versucht. Der entscheidende Punkt hierbei ist aber die Glaubwürdigkeit. Wenn eine Firma die in Werbebroschüren dargestellten Werte nicht in der DNA trägt, sind diese in unserer ubiquitären, omnipräsenten Welt, in welcher alles und jenes jederzeit per Sprachbefehl auf dem Smartphone abrufbar ist, nicht glaubwürdig. «Walk the talk» lautet das Motto. So abgedroschen es klingen mag: Werte müssen vorgelebt werden, um geglaubt zu werden. Dafür braucht es keine Tochterfirmen mit einer hippen Positionierung und trendigen Namen. Es reicht, wenn sich die gestandene Muttergesellschaft ernsthaft so verhält, wie sie sich geben will. Die langjährigen Kunden werden sich deshalb nicht vom Institut abwenden, aber man öffnet der kommenden Generation von vermögenden Kunden jetzt schon die Tür.

Meinungen

Die gleiche, zukünftige Wealth Management-Generation ist nicht nur technikaffin, sie hat auch pronocierte Meinungen zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen. Nur weil die Kunden mit dem Kapuzenpulli durch die Strasse laufen, bedeutet das nicht, dass sie sich nicht für Finanzen interessieren. Ganz im Gegenteil. Ein Ausfluss der Corona-Krise ist, dass sich die jüngeren Generationen – endlich, und aufgeschreckt durch nicht allzu rosige Szenarien – mit ihrer eigenen finanziellen Zukunft und dem Thema Vorsorge zu beschäftigen beginnen.

Bekanntermassen ist das Thema der Nachhaltigkeit unter dem Akronym «ESG» im Angebot der Schweizer Finanzdienstleister angekommen. Mit der Ausrichtung des Serviceangebotes auf diese Entwicklung ist es aber noch nicht gemacht. Die Kunden sind im Vergleich zu früher besser informiert und fordern damit die Kundenberater stärker heraus. Die Finanzbranche ist mit starken Meinungen konfrontiert. Damit muss sie umgehen können. Ob dies allen Repräsentanten von Finanzinstituten behagt, ist zu bezweifeln, denn die Entwicklung wird noch weiter gehen.

Ein Beispiel: Börsenkotierte Firmen müssen sich darauf vorbereiten, dass private Aktionäre in Zukunft zur Wahrnehmung ihres Stimmrechts mithilfe von «Proxy Tech» stärker durch das Wertschriftendepot bei ihrem Finanzinstitut «hindurchgreifen», um ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. In der Politik ist diese Entwicklung angekommen. In der Aktionärsdemokratie noch nicht. Es würde nicht überraschen, wenn dereinst «Proxy Tech» ermöglicht, dass sich Aktionäre in Zukunft besser gruppieren, artikulieren und entsprechend auch einen «Impact», also eine Wirkung erzielen wollen und können. Stimmrechtsberater werden von Proxy-Tech-Plattformen Konkurrenz erhalten.

Die nächste Generation von Kunden ruft also nach der nächsten Generation von Finanzdienstleistungen. Gut beraten ist, wer davor nicht die Augen verschliesst und jetzt agiert – und sich damit differenziert.

 

AG – 30. Oktober 2020

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