Verantwortungsvolles Unternehmertum
Verantwortungsvolles Unternehmertum
Im Jahr 2013 haben die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die sogenannte «Abzocker-Initiative» mit einer wuchtigen Zweidrittelmehrheit angenommen. Symbolischer Kern der Initiative war das Postulat einer nachhaltigen Unternehmensführung sowie das Prinzip des «say on pay», wonach die Aktionäre von börsenkotierten Firmen über die Vergütung der geschäftsführenden Organe abstimmen können.
Die Zustimmung des Volkes kam nicht überraschend. Nachdem der Initiant der Initiative, Thomas Minder, die übermässigen Vergütungen von Managern in der Schweiz stets angeprangert hatte, sprach der Verwaltungsrat von Novartis seinem scheidenden CEO Daniel Vasella noch ein Beraterhonorar in der Höhe von CHF 72 Mio. zu. Vasella sollte es unterlassen, für Konkurrenten tätig zu werden und seine Dienste noch für einige Zeit dem Pharma-Multi zu Verfügung stellen.
Als liberaler Politiker habe ich habe das Anliegen von Thomas Minder im Grundsatz immer unterstützt, weil ich als Luzerner Hinterländer schon immer das Gefühl hatte, dass die Saläre von Managern aber einer gewissen Betriebsgrösse dem «Mann und der Frau von der Strasse» ökonomisch – und demzufolge auch rational – nicht mehr erklärbar seien. Für mich war immer klar, dass diese Entwicklung Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für unsere freiheitliche Ordnung ist, weil damit deren Gegner auf den Plan gerufen und mit Argumenten für ihre Anliegen versorgt werden.
Mit der Art und Weise, wie Minder der Entwicklung entgegenwirken wollte, war ich nicht einverstanden, da die Aktionäre von börsenkotierten Firmen massgeblich im Ausland ansässig sind und ihnen die Zahlungen an das Management egal sind, wenn die Dividenden mindestens gehalten wird. Für Schweizer Pensionskassen würde die neue Regelung lediglich einen bürokratischen Mehraufwand bedeuten. Dies habe ich als Leiter des Anlagekomitees einer mittelgrossen Pensionskasse dann im Nachgang auf dem eigenen Schreibtisch erlebt.
Wie auch immer. Die neuen Bestimmungen traten auf 2015 in Kraft. Mittlerweile weiss man, dass die Verwaltungsräte der ins Fadenkreuz geratenen Firmen die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Die Löhne gewisse Exponenten in Schweizer SMI-Firmen steigen unablässig und – was besonders irritierend ist – oftmals unabhängig vom Unternehmenserfolg.
In den vergangenen Jahren habe ich mich als Vertreter der Wirtschaft politisch immer wieder für die Verteidigung der freiheitlichen Werte in unserem Wirtschaftssystem eingesetzt. Die Schweiz verdankt einen Grossteil ihres Wohlstands der freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Und insbesondere ein Faktor war in der Schweiz stets stark ausgeprägt: Die Selbstverantwortung – auch im Sinne von Selbstbeschränkung.
Als liberaler Politik fühle ich mich seit Jahren in einem ständigen Abwehrkampf gegen die freiheitliche Ordnung torpedierenden Initiativen, Bewegungen und Strömungen. Diese ziehen – und davon bin mittlerweile nicht nur ich überzeugt – ihre Energie aus dem Verhalten von Grosskonzernen und ihren Verwaltungsräten und angestellten Managements, welche bar jeder Bodenhaftung und ohne Verantwortungsgefühl in einer eigenen Welt agieren. Die Schweizer Bevölkerung ist immer weniger bereit, dafür in Form von liberalen, wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen die rechtliche Basis zur Verfügung zu stellen. Für die Freiheit einstehende Politiker brauchen ihre finanziellen und zeitlichen Ressourcen nicht mehr für die Entwicklung von zukunftsträchtigen Ideen oder für den Abbau von Bürokratie. Stattdessen sind sie es, welche die freiheitliche Ordnung gegen Angriffe verteidigen.
Und was machen die Führungsorgane von Schweizer «Multis»? Sie lassen ihre PR-Abteilungen blumig formulierte Nachhaltigkeitsberichte verfassen und gehen dann zu Tagesordnung über.
Ich persönlich bin nun aber nicht mehr bereit, dieses Verhalten indirekt mitzutragen und die internationale Manager-Kaste tagtäglich auf der Strasse, am Stammtisch oder mit Leserbriefen zu verteidigen.
Ich habe genug.
Unser erfolgreiches, freiheitliches System verteidige ich am besten, in dem ich deren Totengräber auffordere, ihre Verantwortung wahrzunehmen und ihr Verhalten zu ändern.
Mit einer primär aus der Vertretern der Wirtschaft und Politik zusammengesetzten «Allianz für verantwortungsvolles Unternehmertum» (AVU) möchte ich dazu beitragen, dass wir in der Schweiz auch in Zukunft ein von der Bevölkerung getragenes, freiheitliches Wirtschaftssystem haben, in welchem verantwortungsvoll agierende Unternehmen florieren können.
Wer mich dabei unterstützen möchte, kann sich unter kontakt@thebluefinance.ch bei mir melden. Über einen möglichst breiten Support aus Wirtschaftskreisen würde ich mich sehr freuen. Melden Sie sich! Im Laufe des Frühlings soll es losgehen.